Am heutigen Donnerstag hat der VfB Stuttgart sich zum aktuellen Stand der Auswertung des Ordnereinsatzes im Gästeblock am 5. März geäußert. Auch wir als Fanhilfe sind nach wie vor dabei die Geschehnisse aufzuarbeiten, geschädigte Fans und Zeugen zu kontaktieren und alle Informationen zu sammeln. Die Stellungnahme des VfB Stuttgart veranlasst uns nun jedoch, uns bereits jetzt zur Thematik zu äußern.
Bereits die erste Stellungnahme des VfB Stuttgart am 6. März, einen Tag nach der einseitigen Gewalteskalation durch den Ordnungsdienst SDS GmbH & Co. KG, nahmen viele Fans und insbesondere die Geschädigten ernüchtert zur Kenntnis. Neben der Tatsache, dass durch die Wortwahl eine beiderseitige Schuld und somit eine Auseinandersetzung zwischen Fans und Ordnern suggeriert worden ist, fehlte ein Genesungswunsch zu unserer Irritation an die Verletzten vollends.
Wir wollen an dieser Stelle klarstellen: Eine Streitigkeit im Gladbacher Gästeblock hat zwar stattgefunden, war aber erstens zum Zeitpunkt des Ordnereinsatzes bereits geklärt und zweitens nicht ansatzweise eine Rechtfertigung für das unverhältnismäßige und gewalttätige Vorgehen des Stuttgarter Ordnungsdienstes. Im Gegenteil: Schläge auf den Kopf und Tritte gegen teils am Boden liegende Wehrlose sind durch nichts, aber auch gar nichts zu rechtfertigen.
Die heutige Stellungnahme des VfB Stuttgart liest sich für die betroffenen Fans, mit denen wir im Kontakt stehen, nun jedoch abermals wie ein Verharmlosung der Vorfälle. Das unverhältnismäßige Vorgehen wird zwar zugegeben, jedoch mit Verweis auf den vermeintlichen Beginn des Einschreitens (den die betroffenen Fans anders schildern) und die große Mehrzahl an friedlichen Ordnern relativiert. Ebenso wird von diffusen „personellen Konsequenzen“ der SDS GmbH gesprochen, bei denen unklar bleibt, was hiermit gemeint ist. Ein Verwarnung, eine Rüge oder ein Klaps auf die Finger? Eine überfällige Kündigung der entsprechenden Schläger oder zumindest eine Garantie, dass diese Personen nicht mehr als Ordner in einem Stadion eingesetzt werden, gibt es jedenfalls nicht.
Den geschädigten Fans hilft es derweil wenig, dass der Großteil der Ordner nicht auf sie eingeprügelt hat. Ein Fan beispielsweise klagt bis heute über Schmerzen sowie Nachwirkungen und muss sich zeitnah in physiotherapeutische Schmerzbehandlung begeben. An dieser Stelle mit einem Täter-Opfer-Ausgleich zu argumentieren, mit dem gegebenenfalls nur eine strafrechtliche Aufarbeitung der Vorfälle umgangen werden würde, wird hier nicht ausreichen. Eine konsequente Ahndung der Vorfälle lässt der VfB Stuttgart bis jetzt vermissen und ist dringend gefordert.
Ausdrücklich bedanken möchten wir uns hingegen bei den vielen Fans des VfB Stuttgart, die im Nachgang der Vorfälle ein sehr viel empathischeres Bild als ihr Verein abgegeben haben, weitere Vorfälle mit der SDS GmbH geschildert haben und den verletzten Gladbachern baldige Genesung gewünscht haben – im Gegensatz zum VfB Stuttgart selbst, der diese Wünsche auch in der zweiten Stellungnahme vermissen lässt.
Fanhilfe Mönchengladbach